Gedicht des Monats Oktober 2014

Entsetzen

Vernunfttiere, ihre Schwerter als Lilien tarnend,
überrennen die Erde im Galopp,
in ihren Hirnen das Bajonett des Fluches,
in ihren Händen die Fackel Granatfeuer,
in ihren Füßen die Kraft zu vergewaltigen, zu verstümmeln,
zu brandschatzen, zu morden.
Ihre Wegspur trieft von Blut.

In die Augen derer, die man übersah umzubringen,
frisst sich Staubkorn um Staubkorn,
sengende Sonne brütet ihre Kehle,
Hunger und Entsetzen zerfressen die Gedärme.
Sie verrotten wie Schrott.

Den wenigen Gestrandeten
am Ufer der Unbarmherzigkeit verspricht man:
Steigt ein ins Boot,
wir bauen euch eine Wasserstraße durch die Müllhalde;
mag sein, dass ein paar dadurch vergiftet werden,
aber schaut, wir setzen uns für euch ein,
wir meinen es gut mit euch!

Ein seeuntüchtiger Kahn mit Nichtschwimmern an Bord
braucht keine Wasserstraße.
Wir vertrösten die Geschundenen
auf zukünftige Gesetze zum Umweltschutz
und schützen die durch Dämonen Verdorbenen …

In einem Flüchtlingslager am Rande der Welt:
Ein Mädchen bewundert eine Wüstenanemone.

Josef Butscher

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