Gedicht des Monats Mai 2020

Geschichtsverlauf

Ins schönste Rhododendronrosa
träumte sich die Welt, als man begann,
den Muff der Autoritäten wegzufegen
und die herrenlose Gesellschaft auszurufen.

Doch bald trübte sich das Wetter ein,
die angelegten Gärten verwelkten
und allerorten wimmelte die Luft
von wurzellosen Herrenlosen in Knechtsgestalt,
die allerorten nur ihresgleichen duldeten.

Dann traten die Macher auf,
die Wirtschafts-, und Wissenschaftsweisen,
die den gefeierten Konsumenten
die Vorzüge des Kapitalismus erklärten.
Die Bescheidenen (oder Restdenkenden)
dozierten noch von Übergangsphase
zu dem phantastischen Heilsstaat.

Wer phantasiert, unterliegt der Gefahr,
die Realität auszublenden.

Warum nimmt der Hunger noch kein Ende?
Weil die einen fressen und die anderen faulenzen?

Warum gibt es noch so viele Ungebildete?
Weil zu wenige den Lehrerberuf attraktiv finden?

Warum sind die Krankheitsplagen noch so vital?
Weil keiner die entsprechenden Medikamente erfunden hat?

Warum bekämpft noch immer ein Fanatiker den anderen?
Weil jeder sein angestammtes Recht durchsetzen will?

Warum werden noch immer Kriege geführt?
Weil die Waffengeschäfte so lukrativ sind?

Warum? Warum?

Richtig und wahr ist:
Kein Mensch soll den anderen knechten.
Kein Mensch wird vom Konsum satt.

Und richtig und wahr ist auch das:
Der Mensch ohne Gott ist ein trauriger Götze.

Der Mensch ohne Gott wird
ohne Wiedersehensgruß in der Grube des Entsetzens enden.

Der Mensch mit Gott aber, wird
– am Zielpunkt angekommen –
zwischen den schönsten Rosengärten erwachen.

Josef Butscher

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